Afghanische Familien

Seit der Kapitulation des Westens in Afghanistan sind zahlreiche Menschen geflohen, vor allem Ortskräfte, die mit der Uno, mit der Bundeswehr, mit USA etc. zusammengearbeitet haben, sei es als Dolmetscher oder sonstige Mitarbeiter. Sie sind akut und extrem mit dem Tod bedroht. Wer fliehen konnte, ist glücklich, die Gefahr verlassen zu können. Angekommen in Deutschland suchen sie eine neue Zukunft für sich und ihre Kinder. Viele von ihnen sind hervorragend ausgebildet, sprechen perfekt englisch, z.T. sehr gut deutsch, haben qualifizierte Berufe oder Studienabschlüsse und möchten gerne arbeiten und selbst für sich aufkommen.

 

Wie sieht die Ankunft z.B. von Familie H. aus? nach einem mehr als 20 stündigen Flug über verschiedene Etappen in einer sehr unbequemen Militärmaschine ist Familie H. mit drei kleinen Kindern im Vorschulalter und dazugehörigem Gepäck in München gelandet. Dort wurde ihnen ein Zettel mit einer Adresse in Heidenheim übergeben – 200 Dollar in bar und sie wurden am Bahnhof „abgeladen“. Nach mühseligen Durchfragen fand die Familie – völlig übermüdet, hungrig, den Zug nach Treuchtlingen. Das Einsteigen ist freilich nicht leicht – die Frau und die Kinder waren schon im Zug, das Gepäck sollte nachgeladen werden, da schlossen sich die Türen und der Zug fuhr an – Mann und Koffer draußen. Und das nach all den Strapazen, nervlichen und physischen Anstrengeungen. Mit Hilfe freundlicher Menschen und einer hilfsbereiten Polizei fanden sich alle in Augsburg wieder – und kamen abends um 23 Uhr in Treuchtlingen an. Wo geht es jetzt nach Heidenheim? Wo bekommt man etwas zu essen, zu trinken? Die Kinder müssen schlafen. Keine Chance! in einer noch offenen Kneipe nimmt man keine Dollars – die letzt Möglichkeit, Hilfe bei der Polizei zu suchen. Die brachte dann alle in einem billigen Hotel unter – und beließ sie dort drei Tage, bis endlich jemand half, und sie in Heidenheim ankamen. In einer Wohnung mit Betten, ansonsten nichts. Wer glaubt, alles gut, kennt die deutsche Bürokratie nicht. Jetzt begann der Hürdenlauf der Ämter: Meldungen an Ausländerbehörde, Jobcenter, Kindergeldkasse, Krankenkasse, Schule, Kita, …. immer mit einer Flut von Formularen in amtsdeutsch, mit dem auch Hiesige nicht zurecht kommen. Dank der Asylsozialberatung der Diakonie, H. Nedler in Weißenburg, ging alles allmählich, auch wenn die Überlastung der Stelle eklatant ist. Dann aber – nichts mehr. Bis endlich die Flüchtlingshilfe Wald auf sie aufmerksam wurde und Fr. Ortega nach Besuchen und genauerer Kenntnis der Situationen Helfer*innen organisierte, die mit ihr Sprachunterricht, Frauentreffs, Kontakte mit der KoKi und Kinderkrankenschschwester, etc. den Familien endlich eine Anlaufstelle und Kontakte ermöglichten. In der Nähstube dort entwickelt sich Leben – und dieses Leben wächst durch die Ehrenamtlichen, die Freizeit, Herz und Kompetenz denen zur Verfügung stellen, die es brauche.

 

Mitmenschlichkeit – auch in Zeiten, in denen Corona soviele Beziehungen zerstört hat. Die Hilfsbereitschaft ist dankenswerterweise groß.